Kohlenhafen Kraftwerk Mehrum

Kohlenhafen Mehrum

Kohlenhafen Mehrum

Der Kohlenhafen des Kraftwerkes Mehrum (KWM) liegt am nördlichen Ufer des Mittellandkanal (8 km westlich von Peine bzw. des Peiner Hafens) bei km 194,05 bis 194,73 mit einer Wendestelle und Liegestelle im Anschluß von MLK km 194,73 bis 195,08.

Tag und Nacht läuft die Katze

Quelle : PAZ

Quelle : PAZ

Hohenhameln-Mehrum. Der Kran klingelt. Die „Katze“ läuft unermüdlich über die Brücke, taucht mit ihrem Greifer tief in den Bauch der „Hennes“ ein, schnappt zu und fasst rund acht Tonnen Kohle – genug, um ein Einfamilienhaus 24 Monate lang zu beheizen. Kohle ohne Ende landen die Frachter aus aller Welt im Mehrumer Kraftwerkshafen an, etwa 1,5 Millionen Tonnen braucht der Energieerzeuger pro Jahr, um den erzeugten Wasserdampf über die Turbine zu jagen, den Generator zu betreiben und Strom zu produzieren.

Kohlenhafen Mehrum

Kohlenhafen Mehrum

„Die sollen erstmal Polen und Südafrika laden, sonst haben wir hier zu viel Russen.“ Diplom-Ingenieur Thomas Kleinwächter, Leiter der Instandhaltung „Anlagentechnik“, stimmt sich kurz mit Hafenbetriebsleiter Walter Pape ab. Kleinwächter und Pape sprechen von Kohle, Steinkohle, die die Betreiber des etwa eineinhalb Kilometer entfernten Kraftwerks auf der ganzen Welt einkaufen. „Keine Kohle ist wie die andere“, sagt Pape, „um den Anforderungen des Kraftwerks zu genügen müssen wir mischen: Vier Sorten können wir so zusammenstellen, dass das Kraftwerk optimal läuft.“ Um fünf Prozent darf das optimale Mischungsverhältnis variieren, Pape und seine Männer bleiben bei unter einem Prozent.

„Alfons, sieh zu, dass du bis 23 Uhr da bist und dann leg dich mit dem Kopf unter die Westbrücke.“ Hafenbetriebsleiter Pape telefoniert und dirigiert. Alfons heißt der Schiffsführer des gleichnamigen Motorgüterschiffs, das den Kohlehafen ansteuert. Mit dem „Kopf“ meint Pape das Vorschiff, das dann optimal unter der westlichen der beiden Verladebrücken liegt. Die Kohleschiffe können wegen ihrer Länge auf dem Kanal nicht umdrehen. Damit sie trotzdem wenden und zu ihrem Ausgangspunkt wieder leer zurückfahren können, gibt es das Wendebecken, einige hundert Meter vor dem eigentlichen Kohlehafen. Die Schiffer fahren hinein, drehen um und kommen dann rückwärts unter die Verladestation.

Pape kennt „seine“ Kohle genau und „seinen“ Hafen ebenso: Seit 27 Jahren, vom Produktionsbeginn des Kraftwerks an, arbeitete er hier. Am 1. August war Schluss, Ruhestand. Bodo Krause heißt der neue Mann im Containerbüro am Mittellandkanal. „Die Kohle hat sich im Laufe der Jahre verändert“, sagt Pape.

Kam ehemals einheimische Ruhrkohle in einer Größe von null bis 50 Millimeter im Durchmesser an, sind es mittlerweile Brocken aus Russland, die einen Durchmesser von null bis 50 Zentimeter haben.

"Die Kohle ist nicht schlechter, die Brocken sind nur größer“, sagt er. Allerdings gibt es der Größe entsprechend auch viele Beimischungen wie Metalle von den großen Brechwerkzeugen oder Holz.

Kohlenhafen Mehrum

Kohlenhafen Mehrum

Seit 1994 hat das Kraftwerk die gesicherte Bereitstellung des Brennstoffs an die Arbeitsgemeinschaft Kohleumschlag Kraftwerk Mehrum (KWM) abgegeben. Diese „ARGE“ wird von der Rhenus und der Niedersächsischen Verfrachtungsgesellschaft jeweils 24 Stunden an 365 Tage im Jahr betrieben – in Schaltjahren auch etwas länger. Jeweils fünf Mann arbeiten in einer der drei Schichten.

„Unsere Aufgabe ist die Disposition der Schiffe von den Seehäfen und aus dem Ruhrgebiet nach Mehrum und die Bekohlung des Kraftwerks“, erklärt Arge-Geschäftsführer Günther Pistorius die Aufgabe der Arbeitsgemeinschaft. Dabei verhandeln er und seine Mitarbeiter nicht mit den einzelnen Schiffern, sondern großen Reedereien, die ihrerseits die Frachter und Schubverbände mit ihren schweren Leichtern zusammenstellen.

Die Kohle-Dauerreserve „auf Halde“ umfasst rund 300.000 Tonnen. "Wir müssen für eine mehrmonatige Frostperiode mit einem zugefrorenen Kanal vorbereitet sein“, sagt Pistorius. Der Nachschub zum Kraftwerk darf nicht abreißen. Der Kran klingelt, die „Katze“ läuft.

Kohle ist als Import billiger

Genau 240 Tonnen verfeuert, rund 5000 Tonnen pro Tag ist der Richtwert. 40 000 Tonnen erreichen Mehrum pro Woche über den Kanal. Deutsche Steinkohle ist im Vergleich zu Importkohle zu teuer, einheimische Braunkohle hat einen zu geringen Heizwert: „Wir bräuchten dann die zweieinhalbfache Menge, um die gleiche Heizleistung zu erreichen“, sagt der Hafenbetriebsleiter Walter Pape.

Mit Radladern wird der Kohleberg verdichtet, um eine Selbstentzündung zu verhindern. Sieben bis acht Schiffe mit jeweils etwa 1000 Tonnen Fracht machen Tag für Tag in Mehrum fest. In drei bis vier Stunden sind sie entladen. Selbst die kleinen Reste aus dem Laderaum landen auf der Halde. 1,5 Millionen Tonnen stehen dem Kraftwerk pro Jahr zur Verfügung.

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Vielen Dank an die PAZ (Peiner Allgemeine Zeitung) für die Texte und Herrn Christian Bierwagen (www.fotografie-bierwagen.de) für die ersten beiden Fotos.

letzte Aktualisierung

21.04.2024